Was bedeuten hausbesuche für Arzt und Patient?

Dr. Schutt und Frau Anne M. | Foto: privat
Dr. Schutt und Frau Anne M. | Foto: privat

Dr. Schutt ist Landarzt und hat seine Praxis in Hohenstadt, einem Dorf in der Nähe von Nürnberg. Als Allgemeinarzt unternimmt er viele Hausbesuche. Wir durften ihn bei einem seiner Hausbesuche begleiten und ihn und seine Patientin interviewen.

 

Erzählen Sie uns etwas zu Ihrer Person.

Dr. Schutt: Mein Name ist Norbert Schutt. Ich bin seit 1987 Arzt, zuerst lange Jahre im Krankenhaus auf einer chirurgisch-inneren Abteilung, und jetzt seit 17 Jahren in der Praxis niedergelassen.

 

Für welche Patienten kommt ein Hausbesuch überhaupt infrage?

Dr. Schutt: Hausbesuchspatienten sind vornehmlich viele ältere Leute, die entweder wegen gesundheitlicher Gebrechen nicht mehr in der Lage sind, in die Praxis zu kommen - weil sie nicht mehr laufen können oder Schmerzen haben -, oder weil sie niemanden haben, der sie in die Praxis bringen kann. Dann gibt es auch noch notfallmäßige Hausbesuche, wenn jemand akut erkrankt ist.

 

Wie viele Hausbesuche pro Woche machen Sie und wie groß ist das Gebiet, für das Sie zuständig sind?

Dr. Schutt: Der Radius beträgt wohl ungefähr 20 km. Bei meinen Hausbesuchen sind zwei Altenheime mit dabei. Wenn man die mitzählt, sind es etwa 50 Hausbesuche pro Woche.

 

Wie wichtig sind Hausbesuche für die Patientenversorgung?

Dr. Schutt: Ich glaube, dass Hausbesuche sehr, sehr wichtig sind, gerade für ältere Patienten. Für viele Patienten ist der Arzt ein Ansprechpartner für alle möglichen Dinge, nicht nur für gesundheitliche Probleme, sondern auch um sich einfach mal auszutauschen, auch über andere Probleme, die man sonst so hat.

Dann ist es für die Patienten auch wichtig, dass sie eine gewisse Kontrolle haben, zum Beispiel darüber ob sie ihre Medikamente richtig einnehmen. Außerdem muss der Arzt schauen, wie der Patient in seinem häuslichen Umfeld zurechtkommt. Es ist leider so, dass alte Menschen oft alleine leben. Die Kinder sind in ganz Deutschland verteilt oder es gibt gar keine Kinder. Dann muss man sich darum kümmern, wie die häusliche Versorgung ist. Wird eine Diakonie-Schwester benötigt? Werden Hilfsmittel benötigt, zum Beispiel Badewannen-Lifter oder Toilettensitzerhöhung?

 

Wie hoch würden Sie den bürokratischen Aufwand bei einem Hausbesuch einschätzen?

Dr. Schutt: Der bürokratische Aufwand ist nicht besonders groß. Man muss halt eine gewisse Anzahl an Formularen, wie Rezepte um Medikamente zu verordnen, mitnehmen. Aber ansonsten ist das wie in der Praxis, nur dass man kein Ultraschallgerät und kein EKG dabei hat. Da gibt es keinen besonderen Aufwand.

 

Werden Hausbesuche angemessen vergütet?

Dr. Schutt: Da gibt es immer wieder geteilte Meinungen darüber. Es ist so, dass für den Hausbesuch keine Praxiskosten anfallen. Man muss zwar mit seinem privaten Auto durch die Gegend fahren, braucht aber kein sonstiges Personal. Insofern ist der Verdienst ähnlich wie eine Praxissprechstunde.

 

Was war überhaupt Ihr Beweggrund, Allgemeinarzt zu werden?

Dr. Schutt: Ich wollte eigentlich schon immer Allgemeinarzt werden. Ich denke, dass die hausärztliche Allgemeinmedizin ein ganz breites Spektrum umfasst. Man sieht ganz viele verschiedene Krankheitsbilder. Und gerade das ist das Schöne. Man ist nicht nur auf ein Fachgebiet fokussiert, wo doch mehr oder minder jeder Tag gleich abläuft. In der hausärztlichen Versorgung hat man jeden Tag wechselnde Krankheitsbilder und das macht richtig Spaß.

 

Frau M., was bedeutet Ihnen der Hausbesuch?

Anne M.: Dass der Arzt zu mir nach Hause kommt, ist eine große Erleichterung. Mit dem kann ich reden. Wenn es mir nicht gut geht, kann mir der Arzt sagen, was los ist. Das beruhigt mich.

 

Wie wichtig ist Ihnen das persönliche Verhältnis zu Ihrem Hausarzt?

Anne M.: Es ist schön, jemanden zu haben, der mir zuhört und der mir meine Fragen beantwortet. Man bekommt im Alter nicht mehr so oft Besuch und hat jemanden, mit dem man reden kann. Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich weiß, dass nächste Woche Dr. Schutt wieder kommt.

 

Frau M., Herr Dr. Schutt, wir danken Ihnen für das Interview.

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