Uni hilft!: Genau Mein typ!

Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein: Bei manchen - schwer erkrankten - Patienten hilft nur noch eine Stammzellspende. Sie entscheidet über Leben und Tod. Trotzdem gibt es auch heute immer noch zu wenig Spender, um jedem Patienten eine adäquate Therape zukommen zu lassen. Mit dem Projekt "Uni hilft!" haben sich Studenten in ganz Deutschland zusammengetan, um Menschen zu motivieren, sich typisieren zu lassen.

 

Wir haben uns mit der Vertretung aus Frankfurt am Main darüber unterhalten, wie die Typisieren abläuft, was passiert, wenn ich als Spender ausgewählt werde und ob ich mich als Spender dabei gewissen Risiken aussetze.

Infostand von Uni Hilft! Frankfurt | Foto: https://www.facebook.com/UniHilftFFM/
Infostand von Uni Hilft! Frankfurt | Foto: https://www.facebook.com/UniHilftFFM/
Das Team von Uni Hilft! Frankfurt | Foto: https://www.facebook.com/UniHilftFFM/
Das Team von Uni Hilft! Frankfurt | Foto: https://www.facebook.com/UniHilftFFM/

Was genau ist "Uni hilft!"?

Wir sind Studierende, die sich zusammengetan haben, um die Sterblichkeit der Leukämie zu senken: in unseren Typisierungsaktionen registrieren wir Menschen für die Stammzellspende.

Je mehr Menschen typisiert sind, desto größer werden die Chancen für jeden einzelnen Patienten*, einen genau zu ihm passenden Spender für die lebensrettende Stammzelltransplantation zu finden.

 

Welche Patienten benötigen eine Stammzellspende?

Das sind vor allem Patienten mit Hochrisikoleukämien, bei denen eine alleinige Chemotherapie zu geringe Chancen auf eine vollständige Heilung hat. Auch Patienten mit Blutbildungsstörungen oder Immundefekten benötigen manchmal eine Spende.

 

Wie viele Patienten warten derzeit auf eine Spende?

In Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 11.000 Menschen an Leukämie oder leiden an anderen Störungen der Blutbildung, wie z. B. Anämie,  Immundefekte, oder Lymphome.

Wird in der eigenen Familie kein geeigneter Spender gefunden, ist der Patient auf einen Fremdspender angewiesen. Für 9 von 10 Patienten wird ein geeigneter Spender gefunden.

 

Und wie viele Spender gibt es?

Weltweit sind rund 30.000.000, in Deutschland fast 7.000.000 Spender registriert. Jährlich werden über 3.000 Transplantationen mit einem deutschen Spender durchgeführt – die Wahrscheinlichkeit, nach einer Typisierung irgendwann im Leben einmal zu spenden, liegt aber nur bei etwa 1%.

 

Wie läuft die Typisierung ab?

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Uni hilft! beide auch nutzt: Die Typisierung über Wattestäbchen, bei denen die Spender selbst unter Anleitung ihren Speichel mit den darin erhaltenen Mundschleimhautzellen gewinnen und die Typisierung über Blut, die mit einer Blutabnahme beim Hausarzt zu vergleichen ist.

 

Angenommen, ich bin ein passender Spender, wie ist das weitere Procedere?

Zunächst wird überprüft, ob man als Spender geeignet ist –eine Bestätigungstypisierung und eine ausführliche ärztliche Befragung und Untersuchung sind wichtig: Der Spender soll bei der Spende gesund und fit sein!

Für die Spende selbst gibt es zwei Optionen: Einerseits als Blutspende aus den Venen, oder als Spende von Knochenmarksblut über eine Punktion des Beckenknochens. Fast alle Spenden werden mittlerweile als Blutspende aus den Venen durchgeführt.

Findet die Blutspende aus den Venen statt, wird der Spender in den Tagen vor der Spende ein Mobilisierungsmedikament erhalten, welches die Knochenmarksstammzellen, die normalerweise nicht im Blutkreislauf zirkulieren, anregt. Sie beginnen, sich vermehrt zu teilen, und einige gehen ins Blut über, wo sie dann bei der Blutspende gewonnen werden können.

Bei einer Knochenmarkspunktion braucht der Spender kein Medikament, da die Zellen direkt aus dem Knochenmark abgeholt werden.

 

Welche Risiken gibt es?

Keine der beiden Spendearten hat messbare Gesundheitsrisiken.

Bei der Spende direkt aus dem Knochenmark benötigt der Spender eine Vollnarkose. Das Narkoserisiko ist bei einem gesunden, gründlich durchgecheckten Menschen extrem niedrig. Nebenwirkungen der Spende können Schmerzen an der Punktionsstelle und eine Anämie sein.

Bei der Spende aus den Venen kann es durch das Mobilisierungsmedikament zu Knochenschmerzen kommen, die nach der Spende abklingen. Bei dieser Spendeart gibt es kein Risiko für eine Anämie, da dem Spender sein Blut, nachdem es eine Maschine durchlaufen hat, wieder durch eine andere Kanüle zugeführt wird. Dem Blut wird auf seinem Weg durch die Maschine ein blutverdünnendes Medikament zugefügt, damit es nicht gerinnt. Dieses Medikament wirkt durch die Bindung von Calcium. Daher kann es zum Calciummangel kommen, der allerdings problemlos durch Calciumgabe ausgeglichen werden kann.

 

Mit wie viel Zeit muss ich rechnen, bis ich nach der Spende wieder genesen bin?

Stammzellspender sind in aller Regel spätestens am zweiten Tag nach der Spende wieder völlig beschwerdefrei. Knochenmarkspender brauchen wegen des Blutverlusts ein wenig länger, um sich zu erholen, weshalb sie routinemäßig für fünf Tage nach der Entnahme arbeitsunfähig geschrieben werden. Die für den Spender normale körperliche Leistungsfähigkeit, insbesondere bei Athleten, kann im Einzelfall noch ein oder zwei Wochen lang nicht abgerufen werden.

 

Kann ich abspringen, falls mir der Zeitpunkt nicht passt?

Es ist bis während der Voruntersuchung möglich, von der Spende Abstand zu nehmen. Alle Fragen und Bedenken des Spenders werden bis zum Abschluss der Untersuchungen in Gesprächen mit Ärzten geklärt.

Denn: Sobald die Voruntersuchungen abgeschlossen sind und der Spendetermin steht, ist ein Abspringen nicht mehr möglich. Der Empfänger erhält ab diesem Zeitpunkt eine Chemotherapie, die seine eigene Blutbildung komplett zerstört.

Er ist dann darauf angewiesen, dass  der Spender zum gewünschten Zeitpunkt gesund ist und zur Spende erscheint.

 

Wo kann ich mich typisieren lassen?

Du kannst zu einer der nächsten Uni hilft! Typisierungsaktionen kommen, die wir immer über unsere Facebookseite ankündigen. Alternativ kann man sich ein Erstspenderpäckchen zur Typisierung nach Hause schicken lassen, oder lässt sich im DRK Blutspendedienst (in Frankfurt auf dem Gelände des Uniklinikums) typisieren. Dort kann die Typisierung jeden Tag innerhalb der Öffnungszeiten erfolgen.

 

Wie kann ich bei euch mitmachen?

Ihr seid gerne willkommen! Schreibt uns einfach am besten eine Nachricht über unsere Facebookseite oder sprecht uns bei einer unserer Aktionen an. Ob es an deiner Universität eine Vertretung von uns gibt, kannst du auch auf unserer Website erfragen.

 

Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch weiterhin noch viel Erfolg!

 

 

 

*Uni hilft! respektiert alle Geschlechterverständnisse. Einzig aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir in diesem Text männliche Formen gewählt.

DPS Medical: Innovative Lehre für Mediziner. Helft uns und teilt unsere Seite!

Schon gewusst? Wir unterstützen die Deutsche Kinderkrebsstiftung.